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Lyrik

Gedichte ab 2008_ungedruckt

BUCHENLAUBFLÜSTER


Buchenlaubflüster
im Lauschen der Lichter.
Knietiefe Helle
vor halbschwarzer Nacht.


Wenn das Singen anhebt
und die Kühle hin klingt,
ist der Stille Gedenken
und kein Hader mehr in den schlafenden Schatten.


Ein samtenes Gräuen
über mondstummen Gründen vielleicht
und ein Versunkenes,
das in friedvollen Dunkeln weint.


Was immer ich noch gesucht
im Farbengewitter,
die Träume,
sie duften
verborgen allein.


                                      HSt

HERZENSWIND

 

Hätte gern den Tag gepflückt,
hab ihn nur begonnen.
Wäre gerne fernentrückt
über dich gekommen.

 

Kühler Sonnen Morgenlächeln

hätt ich still für dich gekoren,

steter Milde Zartbefächeln

traumbereit uns anverloren.

 

Aus den tageswehen Fernen,

wo ich uns ergangen seh,

zieh ich in abendspätes Wärmen,
traut doch für verblautes Weh.

 

Müsste nur den Tag erretten

dir und allen leisen Wunden.

Sollte nicht darüber wetten,

ob wir milde noch uns betten,

des wir oft so scheu uns funden.

 

Folgt ein leiser Herzenswind

zitternd seinem Streichel.

Hoffte dass du ihn nicht störst,

träumte, dass du etwas hörst

von seinem samtverlornen Schmeichel.


                                                                      HSt

FERNBLICK


Suche in rosenfarbener Ferne

Zukunft dem lebesicheren Haus.

Des liebe und lerne.

 

Erlausche dir Blicke geträumterer Ferne,

erlerne die Leben im traulichen Aus.
Die neulichen Fernen, sie haben soeben

wenig zu geben.


Sprich hingebangten Gebets

aus der Bedachtsamkeit Gerne,

wenn anfällt das Böse.


Als ob es erlöse

scheint rosig es stets

aus der Ferne.


Es wird uns ergehn

Zweitausendzehn.


Wenn wieder die Winde wehn.

Die kalten.

Die ganz alten.


                                   HSt

EIN GROSSES UND EIN KLEINES


Magst finden du in Winkeln fort
ein Kleines und ein Großes.
Es entsprang so manches dort
den Wonnen deines Schoßes.


Aus Quellen plätschert, sprudelt, springt
nach draußen nur, was drinnen
im Dunkeln reinigt, murmelt, singt.
Schaffen ist ein Innen.


Sollst spüren, Liebes, mancherorts
ein Großes und ein Kleines
Gedenke still, es ist hinfort
das Schöne dir ein Deines.


                                                            HSt

WeihnAcht_2010.de


Von dort, wo keiner je sie kennt,
andämmert aller Nächte Nacht.
Hellauf dem End vorausverlacht
schon lang zerlodert ihr Advent.
Weihnachtslärm allüberrennt.


Mensch in banger Obacht harrt,
hinlauschend grellem Sündenfall.
Mit fernverdrängtem Widerhall
verbrennt, was er sich auferspart
zu silbern sich die Art der Art.


Viel Lärme ohnachten verdröhnten
und werden nimmer erwachen.
Trotzig erbittert wir frönten
zu lange beharrlichem Lachen,
des selbst unbemerkt wir uns höhnten.


Der Tanz durch die lodernden Weiten
beschert immer fremdere Gäste
und verschärft solche Kälten der Feste
täubend zugrund an verlorenem Staunen.
Doch woraus die Alten uns raunen
anfallen kältere Zeiten.


Kein Winter
für Kinder!
Und Leuchten auf Verdacht
ist nicht mehr angebracht!


                                               HSt 12.12.2010

WEIHNACHT


Weihnacht.
So uns Gedanken
entwest und verschwanken,
steht kein Podest
mehr obfest
wie es trug.


Nicht genug,
wenn die Sänge verhallen.
Wo denn Engel fallen
fallen sie zuhauf,
stehen nicht mehr auf.
Man kann sie sehn.


Wenn sie vergehn,
gleichen sie viel
todernsterem Spiel.
Und finden ein fremd Gefallen
im Dunkel verschlossener Hallen
zu stillerer Wacht.


                                               HSt 26.12.2013

APPLAUS


Zugrunde gebröckelten Lichts,
ungerührt und wie im Tanze entweilt
gebrachen Tränen dem Harlekin.


Mit schwerem Augenstrich
und auf leise täuschendem Fuß vergangen
in ohrenbetäubende Dunkelheit


schwärzer noch schweigt das Unerbittliche.
Mit riesenhafter Allgewalt an vager Kulisse
Drohungen von Stille.


Und die grellgrünen Punkte
über den Ausgängen blecken
wie - EXITUS!


Was wollte ich da?
Was soll ich da noch?


Abgang


                                               HSt 08.01.2014

GEFRORENES LICHT


Ist nicht grau,
wohin das Licht uns gefror,
nicht kalt.


Umstanden vielleicht
und nur frosttaub umwuchert
noch ohne Liebesmelodie vage verstellt
von vagen Akkorden ganz.


Wenn über blauem Orgelton
das Dunkel an die Märzmilde verlor,
laufen lichtvollere Nebel über die Betauten,
sank all starrer Gerinsel
an die samtsingende Bläue hin,
aus der schon die neuen Morgen erglimmen,
in widrigem Versehen noch
gestimmt,
doch wirtlich und traut
und in lauere Helle geschlungen
zu jüngerer Weise klangleichtem Los.


Vergangen,
was verklungen umstanden,
wohin uns das Licht
einst gefror.

                                              HSt 17.04.2014

NACHKLANG


Wo Erd und Himmel zueinander fließen,
und zum Kusse nickt der Saum,
schweige, Mensch. In seinen Grüßen
steht die Ehrfurcht dir als Baum,
zu ahnen von verblichnem Traum
auf samten erdverbundnen Füßen.


Ernteprall erstrotzt das Korn
rings sonnenfrohen Schnitterscharen
und dir, der winters doch geborn.
Und ob auch jüngere dir waren:
lausche deinen Lebensjahren.
Es beginnt nichts mehr von vorn.


Aus ungekannten Fernen bläuen
Wolkenweiten seltsam schön.
Fürcht mich nicht vor ihren Gräuen,
werde Weges sicher gehn
dorthin, wo wir selbst nicht sehn,
zu ruhn in immerduftgen Heuen,


in zügellosen Schneen zu kühlen,
was in Makeln mich zerlegt‘,
was aus knöcheltiefen Pfühlen
mich verdarb so unentwegt.
Hab zuende mich gelegt
zwischen vorgesehnen Stühlen.


Tropft mir Ende in den Blick,
lauscht‘ ich holdem Sang inmitten,
lang geklungen aus Zurück,
wo ich unerkannt erlitten,
was erbittert ward inmitten
angebellt als Lebensglück.


                                        HSt 17.04.2014

 

AUFERSTÄNDNIS


Noch lebens bar
doch schon in Tunneln aufgegrünter                                                                                  Nässen,
wo Harsche starben Kant und Ruch,
nach Dunkelhall und ausgeweintem Buch
lab neu ich von gedarbten Blässen
wie frühlings gar.


Kalt und silberloh verwich
der Verzweiflung dunkles Loben,
leis in neue Hellen staunend still                                                                                 vergangen.
Atme nieder mit Verlangen,
wovor die langen Lärme mir zerstoben.
Und aus Gräuen fasst ich


lau in Farben schon und helles Blut
und einer neuen Wärme ins Gerinne
mit Unverwunschenem versehn.
Lass uns denn fürbaß gehn!
Es gewinne
und sei gut.


                                              HSt 19.05.2014

ABGESANG

 

Vergeblich neuen Frühlings harren wir
vom Grunde stiller frostverglaster Weiher
mit einem letzten sonnenfrohen Lied noch
in den Blicken, die lebendig scheinen,
von lichter Beerenröte
sterbensloh bestaunt
und ließen gerne
unser unbeklagtes Los den Monden,
die schwärzer schälen aus dem Winterbleich.


Doch starben wir an aufgetürmten Herbsten.
wir hatten ihre bunte Drohung
nicht erkannt.


Aus tauber Tiefe lauschen wir
ergeben einer blinden Bläue,
von lichter Beerenröte
sterbensloh bestaunt.


Und wir vermeiden jeden Groll
auf unsre Mörder,
die wir lieben.

                                               

                                               HSt 2016

SYLVESTER

 

Der Mensch, er rutscht solang es flutscht

von selber. Anders doch wie gestern

wird gedankenvoll gelutscht

an modernden Sylvestern.

 

Wir kratzen doch schon letzte Kröten

nun (Prinzen sind nicht dabei)

herbei, bevor die sich zerflöten!

Wir tollen ins Krisen-Allerlei.

 

Ohn‘ Abstinenz noch Haare raufen

frön‘ lauthals aller Vollerei!

Die Welt, sie will zuletzt ersaufen

auf ihrem Weg der Tollerei.

 

Wenn dann die letzte Perle

im Glas gestiegen ist,

werden die verblieb‘nen Kerle,

ertrunken sein, doch unvermisst.

 

Vielleicht sind wir zu sehr entronnen      

und tempovoll zu weit gefahren,

von wo wir in geballten Wonnen

sinnlos einfach Männer waren?

 

                                             HSt 28.12.2012

KINDERZEICHNUNG

 

Schlief das Lied noch in den Dingen,

adelt Stille schweigend Wort.
Wenn es aus den Äuglein klingt
und in Strich und Farbe dringt,

hebt es leise an zu singen,

lächelt Seele stillem Ort. 

                                                                                                                                   HSt 2022

 

 

 

 

 UM HIMMELS WILLEN

 

Göttlich Spruch in dunklem Fass

entmurmelt leise dem Gelaß,

kämpft um Werden mit Gemunkel.

Kein Licht verriet in Schöpfens Dunkel,

wann spät es sich entperlt ins Glas.

 

In moderdumpfen Temperaturen

zersetzen schwüle Faul-Lemuren,

brodelwarm durchwühlte Pfühle,

wo sie kämpfen sich zu Kühle,

Labung gleich nach Schafes Schuren.

 

In Hitze auch lechzt Mensch Kühlen.

Doch sturmbebraust an Raumes Hüllen,

wo Wetters Summe wuchs zu Klima,

furcht fremder Gott sein Palästina

um rachebiblisch Himmels Willen.

 

Kein Dämmer möchte Tag mehr wähnen

wo Sandwind knirscht an Kinderzähnen.

Sein Morgenstrahl versengt die Not

zu blutig wasserlosen Tränen.

Allah und Jahwe heißt der Tod.

 

                                                        HSt 2024

    

ZUM HORIZONT

 

Wo Erd und Himmel zueinander fließen,

nach stillen Fernen strebt der Kamm

und schweigt hinweg auf leisen Füßen.

Unbemerkt ergrünt der Stamm,

der schon die Ahnen an sich nahm,

neu erzweigend aus Verließen.

 

Sehr ernteprall empfahl das Korn

sich sonnenüberreizten Jahren,

zum Moder reifend schon erkorn.

Und wo auch jüngere mir waren

lausche ich hingebrannten Jahren,

früh ergangen, spät verlorn.

   

Tropft mir Ende in den Blick,

hallt ein Sang mir aus inmitten

nach verklungen aus zurück,

von wo wir unerkannt erlitten,

was erbittert wir erstritten

und bebellt als Lebensglück.

 

Aus ungekannten Fernen bläuen

nun Wolkenweiten seltsam schön.

In ihr schwadend scheues Gräuen

sehnsuchtsmüd vernachtet sehn     
mich Traumbilder verzittert gehn,

zu ruhn in immerduft‘gen Heuen,

in zügellosen Schneen zu kühlen,

was aus Makeln mich zerlegt,

was in knöcheltiefen Pfühlen

uns verdarb so unentwegt.

Hab zuende mich gelegt

zwischen vorgesehnen Stühlen.

 

Ruhig atmet alles Hecheln

fern verweht in fremd Hinieden.
Kummer kühlt an leisem Fächeln,

engelsschwingensanft beschieden.

Manche nennen es den „Frieden“,

der Tränen trocknet in sein Lächeln.

 

                                                  HSt 2025

    

 

UM HIMMELS WILLEN


Göttlich Spruch in dunklem Fass
entmurmelt leise dem Gelaß,
kämpft um Werdendes im Dunkel.
Licht verriet nicht Schöpfens Munkel,
bevor es sich entperlt ins Glas.

In moderdumpfen Temperaturen
zersetzten schwüle Faul-Lemuren,
brodelwarm durchwühlte Pfühle.
Und sie kämpften sich zur Kühle
so Schafes Labung folgt den Schuren.

In Hitze lechzet Mensch nach Kühlen.
Doch sturmumkläfft in Gazas Hüllen
Wettersumme ballte Klima,
draus fremder Gott furcht Palästina
gen rachebiblisch Himmels Willen.

Kein Dämmer möchte Tag erwähnen.
Sandwind knirscht an Kinderzähnen.
Sein Morgenstrahl zersengt die Not
zu blutig wasserlosen Tränen.
„Allah und Jahwe“ heißt der Tod.

 

                                                       HSt 2024

 

 

karl von karlsbach

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